Um Nachhaltigkeit zu messen, nutzen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sog. Nachhaltigkeitsindikatoren. Diese Nachhaltigkeitsindikatoren sind Instrumente mit deren Hilfe Entwicklungen, Prozesse oder Produkte hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit messbar gemacht werden sollen. Mit Hilfe dieser Indikatoren lassen sich soziale, wirtschaftliche und ökologische Auswirkungen menschlichen Handelns analysieren, verbessern und nachverfolgen.
Sie betreffen damit viele Bereiche unseres Lebens und werden je nach Fragestellungen und Akteuren angepasst. Für die Politik, für Unternehmen, für Produkte oder Konsumenten können unterschiedliche Indikatoren relevant sein.
Auf persönlicher Ebene stellen sich zum Beispiel oft die Fragen, welche von zwei Alternativen nachhaltiger ist: die in Plastik verpackte Gurke aus Deutschland oder die unverpackte Bio-Gurke aus Spanien? Oder soll ich meinen alten, voll funktionsfähigen Kühlschrank behalten oder ersetze ihn durch ein neues Modell mit höherer Energieeffizienz?
Auf politischer Ebene stellen sich zum Beispiel für eine Gemeinde die Fragen, wie der Bau eines Radweges den CO2-Ausstoß senkt? Oder ob in öffentlichen Gebäuden die Heizungsanlagen erneuert werden sollten?
Was können Nachhaltigkeitsindikatoren also ausdrücken?
Indikatoren sind Kennzahlen, die in einer messbaren (vorstellbaren) Größe angegeben werden. Dadurch kann man verschiedene Möglichkeiten vergleichen, oder man kann die Entwicklung über einen bestimmten Zeitraum aufzeigen: z.B. den jährlichen CO2-Ausstoß in Deutschland ab einem bestimmten Zeitpunkt.
Viele Nachhaltigkeitsindikatoren sind schon den Nachhaltigkeitszielen der UN zugeordnet. Von den 231 UN-Indikatoren sind 75 ausgewählte Indikatoren in der Deutschen Nachhhaltigkeitsstrategie verankert.
Beispielsweise wird für das Nachhaltigkeitsziel 14 „Leben unter Wasser“ in Deutschland der Indikator „Anteil der nachhaltig befischten Fischbestände in Nord- und Ostsee“ erhoben. Diese Indikatoren sind für die staatliche Ebene relevant. Auf Unternehmens-, Produkt- oder Konsumentenebene sind viele davon nicht unmittelbar anwendbar.
Auswahl, Entwicklung und Bestimmung der Kriterien sind immer noch eine große Herausforderung für die Umsetzung des Nachhaltigkeitskonzeptes. Für die ökologischen und ökonomischen Indikatoren gibt es beispielsweise kein einheitliches, standardisiertes Indikatoren-Set. Es stehen aber operativ anwendbare Indikatoren zur Verfügung. Die soziale Dimension ist hier häufig die größte Herausforderung.
Wichtig ist in jedem Fall, dass man Indikatoren wählt, die die Wirkung auf Nachhaltigkeit unmittelbar abbilden. So sind beispielweise Recyclingquoten oder Anteile nachwachsender Rohstoffe an sich keine zielführenden Nachhaltigkeitsindikatoren, da sie nicht in jedem Fall zu einer besseren Nachhaltigkeitsleistung führen. Es sind eher Stellhebel, deren Potenzial anhand der unmittelbaren Auswirkungen bewertet werden muss.
Für die Umweltdimension verwendet man häufig Indikatoren zu:
- Verbrauch von Ressourcen
- Treibhauseffekt
- Abbau stratosphärischen Ozons
- Flächenverbrauch
- Humantoxizität
- Ökotoxizität
- Bildung von Photooxidantien
- Versauerung
- Eutrophierung
Bei der ökonomischen Dimension können die Gesamtkosten über den Lebensweg aus der Perspektive verschiedener Akteure (Produzent, Konsument, Gesellschaft) ermittelt werden.
Für die soziale Dimension gibt es Indikatoren zu:
- Vereinigungsfreiheit & Kollektivverhandlungen
- Kinderarbeit
- Faire Entlohnung
- Arbeitszeiten
- Zwangsarbeit
- Chancengleichheit/Diskriminierung
- Delokalisierung & Migration
- Sichere & gesunde Lebensbedingungen
- Korruption
- Fairer Wettbewerb
Nachhaltigkeitsindikatoren helfen Organisationen und Regierungen fundierte Entscheidungen über die Zuteilung von Ressourcen zu treffen, Prioritäten zu setzen und Fortschritte beim Erreichen von Nachhaltigkeitszielen zu messen.
Nachhaltigkeitsindikatoren stellen wichtige Instrumente dar, um eine nachhaltige Entwicklung in vielen Bereichen messbar zu machen. Sie liefern damit einen wichtigen Beitrag, um Maßnahmen für eine nachhaltige Entwicklung festzulegen und diese auch zu überprüfen.