Was versteht man unter Nachhaltigkeit?

Historie

Der Begriff Nachhaltigkeit wurde bereits im Jahr 1713 in der Forstwirtschaft formuliert. Er umschrieb damals die Handlungsweise, in einem Wald nur so viel Holz zu schlagen, wie auch wieder nachwachsen kann. Später hat man den Begriff auf andere Wirtschaftszweige übertragen. Ein wesentlicher Impuls für das heutige Verständnis und die aktuelle Relevanz des Themas war der sogenannte Brundtland-Bericht („Unsere gemeinsame Zukunft“, 1987). Dieser Bericht formuliert das Konzept der Intergenerationengerechtigkeit einer nachhaltigen Entwicklung. Ein weiterer Meilenstein war die Verabschiedung der 17 UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals) im Jahr 2015.

 

Was bedeutet Nachhaltigkeit?

Der historische Grundgedanke war, natürliche Ressourcen und Energie in einer Art und Weise einzusetzen, dass die Umwelt die Ressourcennutzung dauerhaft tolerieren und sich regenerieren kann. Das heißt, dass nur so viele natürliche Ressourcen verbraucht oder genutzt werden, wie auch wieder nachwachsen oder sich regenerieren können. Nicht nachwachsende Rohstoffe (z.B. Metalle) sollten nur in den Mengen abgebaut werden, die nicht durch Recycling zurückgewonnen werden und somit im Kreislauf geführt werden können.

Ausgehend vom Brundtland-Bericht wird Nachhaltigkeit heute als eine Entwicklung verstanden, „die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen.“. Nachhaltigkeit wird immer für die 3 Säulen Ökologie, Ökonomie und Soziales betrachtet. Diese drei Komponenten sind als gleichrangig anzusehen und bedingen sich gegenseitig.

 

Die drei Säulen der Nachhaltigkeit

Drei Holzsäulen mit Dach aus Dreiecken, Ökonomie, Ökologie und Soziales Bildquelle Wolfilser_stock.adobe.com
@ Wolfilser_stock.adobe.com

Mit der ersten Säule werden ökonomische Aspekte der Nachhaltigkeit symbolisiert. Unternehmen und Staaten sollten langfristige Nachhaltigkeitsstrategien verfolgen. Profite und wirtschaftliche Wertschöpfung sollen nicht auf Kosten der Umwelt erzielt werden und soziale Faktoren sollen sich positiv entwickeln. Global betrachtet sollte zwischen den Ländern eine gerechtere Verteilung der Wertschöpfung angestrebt werden.

Für die ökologische Säule wird gefordert, die Ressourcen der Erde wie Wasser und Rohstoffe zu schonen und dafür zu sorgen, dass diese Ressourcen dauerhaft zur Verfügung stehen. Rohstoffe sollten möglichst erneuerbar sein, und im Kreislauf geführt werden. Die Biodiversität ist zu schützen.

Die dritte Säule beschreibt die soziale Nachhaltigkeit. Diese besagt, dass auch soziale Faktoren nachhaltiges Handeln beeinflussen sollen. Das beginnt bei der Würde des Menschen und dem Grundrecht eines jeden, sich nach seinen eigenen Ansprüchen zu entwickeln. Es betrifft weiterhin Aspekte wie das Recht auf Bildung, Rassen- und Geschlechtergleichbehandlung, faire Bezahlung, Aufstiegschancen, unabhängige Gerichte etc.

 

Buntes Rad der nachhaltigen Entwicklung über der Erde Bildquelle: MintBlak-stock.adobe.com
17 UN Nachhaltigkeitsziele @ MintBlak-stock.adobe.com

UN-Nachhaltigkeitsziele

Im Jahr 2015 formulierten die Vereinten Nationen (UN) 17 Nachhaltigkeitsziele. Diese sollen allen Menschen ein würdiges Leben ermöglichen und gleichzeitig die natürlichen Lebensgrundlagen dauerhaft bewahren. Sie umfassen ökonomische, ökologische und soziale Aspekte, beispielsweise gerechten Zugang zu Ernährung, Gesundheit und Bildung. Ebenso ist der Kampf gegen den Klimawandel, der Zugang zu bezahlbaren und sauberen Energie, der Schutz von Ökosystemen und nachhaltiger Konsum und Produktion in diesen Zielen festgeschrieben. Zu den Nachhaltigkeitszielen bekennen sich viele Länder weltweit, auch die Deutsche Bundesregierung in ihrer Nachhaltigkeitsstrategie.

Erklärfilm zur Nachhaltigkeit des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV):  https://www.bmuv.de/media/erklaerfilm-zur-nachhaltigkeit

 

Nachhaltige innovative Materialien

In vielen Bereichen gibt es hohe Nachfragen nach innovativen Materialien mit neuen Eigenschaften (z.B. Batterieherstellung, Medizin). Häufig steht bei der Materialentwicklung die Optimierung der jeweiligen Eigenschaft im Vordergrund und weniger die Nachhaltigkeitsaspekte (z.B. Abbaubedingungen von Lithium oder Kupfer). Neue Materialien können aber nachhaltiger gestaltet werden, indem auf einen schonenden Umgang mit Ressourcen geachtet wird (z.B. Einsparung von Energie bei der Herstellung) und Stoffkreisläufe geschlossen werden (Kreislaufwirtschaft). Um die Nachhaltigkeit von innovativen Materialien einzuschätzen, wird der gesamte Lebenszyklus eines Materials oder Produktes betrachtet. Berücksichtigt werden beispielsweise die Bedingungen bei der Rohstoffgewinnung oder der Energieverbrauch bei der Weiterverarbeitung von Materialien. Eine Einteilung in generell nachhaltige oder nicht-nachhaltige Materialien ist nicht möglich. Es kommt immer auf die konkrete Verwendung eines Materials an. Bei innovativen Materialien geht es deshalb darum, die möglichst nachhaltigen Einsatzzwecke zu identifizieren, aber auch die Grenzen eines sinnvollen Einsatzes zu berücksichtigen.

 

Nachhaltigkeit und Materialsicherheit

Die Sicherheit von innovativen Materialien für Mensch und Umwelt ist ein wichtiger Bestandteil zur Einschätzung ihrer Nachhaltigkeit. Das ist in den UN-Nachhaltigkeitszielen zur Gesundheit (3), zu Industrie, Innovation und Infrastruktur (9), zu Nachhaltigem Konsum und Produktion (12), zum Leben unter Wasser (14) und zum Leben an Land (15) festgeschrieben. Nur Materialien und Produkte, die der menschlichen Gesundheit und der Umwelt nicht schaden, sind auch nachhaltig, jedoch unter der Voraussetzung, dass sie andere Nachhaltigkeitsaspekte ebenfalls erfüllen.

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